Solitude, Oktober 1953: Testfahrten mit dem "Hobel"
Am 12. Oktober 1953 ließ sich Mercedes-Benz die Solitude-Rennstrecke einen ganzen Tag für Probefahrten reservieren. Da es sich um eine ganz normale Verkehrsstraße handelte, müssen Regierungspräsident und Polizeidirektion zustimmen. Ein Dutzend Polizisten übernahm die Absperrung. Könnte man sich sowas heute noch vorstellen? Es standen zwei Fahrzeuge zur Verfügung, ein 1952 bei Rennen eingesetzter W 194 und die weiterentwickelte Fahrgestellnummer 11 dieses Bautyps, werksintern liebevoll "Hobel" genannt.
Die Karosserie wurde windschnittiger gestaltet, das Gewicht reduziert und vor allem: mit Benzineinspritzung konnte die Leistung auf 215 PS gesteigert werden.
Am Start- und Ziel-Platz beim Glemseck herrschte an diesem Morgen richtige Rennatmosphäre. Neubauer kommandierte seinen Stab. Direktoren waren anwesend, Ingenieure, die Frau von Karl Kling, Fotografen, Sanitäter. Das ganze Material wurde aufgebaut: Reifen, Treibstoffbehälter, Signalflaggen, Zeitnahme. Die Fahrer wechselten sich ab, die beiden Wagen absolvierten viele Runden, bis zuletzt mechanische Schäden auftauchten. Die schnellsten Runden wurden mit dem Typ 1953 erreicht.
Die besten Rundenzeiten: Kling 5:17 Minuten, Lang 5:10 Minuten, Rieß 5:07 Minuten, Uhlenhaut 5:03 Minuten, Herrmann 4:52 Minuten.
Neubauer vermerkte später in seinem Bericht: "Überraschend wiederum war die Fahrleistung unseres Nachwuchsfahrers Hans Herrmann, der Einzige, der die Fünf-Minuten-Grenze unterschritt und den offiziellen Rundenrekord von Motorradfahrer Kavanagh schlug."
Hans Herrmann sagte später, daß ihm genau diese Probefahrt den Fahrerplatz in dem 1954 eingesetzten Mercedes W 196 eingebracht hat. >>

© Fotos: www.rennfahrer-hans-herrmann.de
Textquelle: Biografie Hans Herrmann "Ein Leben für den Rennsport"

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