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Zwei seltene
Fotos des W 194 >>
Vom Vorläufer des Serien-300 SL, dem 1952er Sportwagen 300 SL W 194, wurden insgesamt nicht mehr als 11 Exemplare gebaut. Oder waren es nur 10? Der wohl bekannteste davon ist das Siegerfahrzeug der Carrera Panamericana, der Flügeltürer von Karl Kling und Hans Klenk mit der Startnummer 4 und den berühmten Gitterstäben vor der Frontscheibe. Er steht im MB-Museum, mit kompletter Rennausstattung, allen Startnummern und der dem Original entsprechenden Lackierung, schon mit den seitlichen Lüftungsgittern, die neben den Flügeltüren zum Erkennungszeichen des Serien-SL wurden....aber halt: gab es die wirklich an diesem Fahrzeug? Ein paar Blicke auf die Fotos von der Carrera Panamericana 1952 zeigen: nein, diese Lüftungsgitter gab es damals noch nicht. Dafür jedoch fehlen dem Museumswagen die Luftschlitze oberhalb der hinteren Radausschnitte, welche dem 52er-Siegerfahrzeug während des langen Rennens in Mexiko zugewachsen waren. Ist der 300 SL im Museum also wirklich exakt das Fahrzeug, mit dem Kling damals über die staubigen Landstraßen Mittelamerikas jagte? Darüberhinaus war zeitweise ein weiterer W 194 aus dem Museumsfundus mit sechs (statt acht wie beim Original) Gitterstäben vor der Frontscheibe sowie Carrera Panamericana-Beschriftung ausgestattet und stand so früher im Museum. Allerdings hatte dieses Fahrzeug die "kurzen", nur bis zur Unterseite der Scheiben reichenden Flügeltüren - so sah in Mexiko jedoch keiner der 300 SL mehr aus.
Doch auch das Schicksal der anderen W 194 und ihr späterer Verbleib liegt teilweise im Dunkel, ebenso die Antwort auf die bereits oben gestellte Frage, ob es 10 oder 11 W 194 gab.
Im Folgenden ist - soweit überliefert - die Geschichte dieser legendären Sportwagen knapp skizziert, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Fahrgestellnummern. Als Quelle dienten ursprünglich die Bücher von Lewandowski (Südwest-Vlg.) und Riedner/Engelen (Motorbuch-Vlg.), wobei diese teilweise mit einander widersprechenden Informationen aufwarten. Widersprüchliche oder fragwürdige Angaben aus diesen Büchern wurden kursiv gesetzt. Allerdings sind die Angaben von Riedner/Engelen im Vergleich zu Lewandowski zuverlässiger, zudem stammen sie aus späteren Recherchen. Aktuellere und besser recherchierte Informationen kommen inzwischen vom deutschen 300 SL-Club, dem Buchautor Karl Ludvigsen und dem W 194-Fan und -Fachmann Andreas Meiniger.
00001/52
TÜV-Prüfung 19.02.52
 

Verbleib
Präsentationsfahrzeug; dieses Fahrzeug nahm an keinem Rennen teil; über seine Verwendung und seinen Verbleib ist nichts bekannt (Lewandowski) bzw. das Fahrzeug wurde verschrottet (Riedner/Engelen).
 

Museumsfahrzeug
FG 5 oder Replika bei einer Präsentation (90er Jahre)

00002/52
TÜV-Prüfung 19.02.52
Kfz-Kennzeichen W 59-4029

Mille Miglia: Trainingswagen ohne Startnummer (?) 

Verbleib
Etwa Ende 1952 wurde das Fahrzeug nach und nach entsprechend dem Carrera Panamericana-Siegerfahrzeug ausgerüstet (Startnummern, "Geierstäbe") und für Präsentationen verwendet, unter anderem stand er in dieser Aufmachung eine zeitlang im Werksmuseum. 
Noch heute im Werksbesitz, wurde der Wagen 1958 zum Coupé (Lewandowski) bzw. in den Originalzustand zurückgebaut und bei Klassikveranstaltungen eingesetzt (meistens Mille Miglia). 
2011 wurde der Wagen im MB Classic Center einer Totalrestaurierung unterzogen, nachdem er zuvor völlig zerlegt und danach zunächst eingelagert worden war.
Im Januar 2012 präsentierte die MB Classic das aufbereitete Fahrzeug erstmals wieder bei der Detroit Motor Show der Öffentlichkeit.

00003/52
TÜV-Prüfung 19.02.52
Kfz-Kennzeichen W 59-4998

Mille Miglia: SN 626, Fahrer Hermann Lang/Erwin Grupp, nach Unfall mit Hinterachsschaden ausgeschieden
Bern: SN 20, hellblau lackiert, Fahrer Hermann Lang (2. Platz)

Verbleib
1955 noch im Inventar von DB verzeichnet, gilt das Fahrzeug seit 1958 als verschollen.
 

Carrera Panamericana
Mexiko-Line-Up

00004/52
TÜV-Prüfung 19.02.52
Kfz-Kennzeichen W 59-4997

Mille Miglia: SN 623, Fahrer Karl Kling/Hans Klenk (2. Platz)
Bern: SN 18, grün lackiert (die Tönung ist unklar, die Farben der Modelle von Max und Bang sind vermutlich zu dunkel geraten), Fahrer Karl Kling (1. Platz)
Le Mans: Trainingswagen, nach Bern nicht umlackiert 
Nürburgring: Trainingswagen mit SN 33, Lack wie Bern, Motor mit Kompressor ausgestattet, Karosserie immer noch Coupé, aber mit Hutze in Motorhaube (wg. Kompressor)

Verbleib
Ende 1952 mit Mille Miglia-Startnummer und -Lackierung in die USA verkauft, seitdem Verbleib unbekannt.
Eine aktuellere ergänzende Information besagt, daß dieses Fahrzeug im September 1953 in Bridgehampton/USA von Max Hoffman (Mercedes-Importeur) und einem MB-Vertreter aus- bzw. vorgestellt wurde.
2002 schreibt Engelen im Buch "Faszination SL", das Fahrzeug sei "nach New York verkauft" und in Privatbesitz.

00005/52
TÜV-Prüfung 19.02.52
Kfz-Kennzeichen W 59-4999

Mille Miglia: SN 613, Fahrer Rudolf Caracciola/Ernst Kurrle (4. Platz)
Bern: SN 16, dunkelrot lackiert, Fahrer Rudolf Caracciola (durch Unfall ausgeschieden, Wagen zerstört)
Carrera Panamericana: SN 3, silber mit blauen Kotflügelrauten, Fahrer Hermann Lang/Erwin Grupp (2. Platz). Der Wagen wurde mit Neuteilen für dieses Rennen wieder aufgebaut, und dabei auch mit den großen Flügeltüren versehen.

Verbleib
Im Frühjahr 1953 von L.A. nach Marokko verschifft, dann 1958 in Stuttgart und 1971 in Frankreich aufgetaucht. Heute wieder im Werksbesitz. Laut Riedner / Engelen 1988/89 bei DB restauriert.
Das Fahrzeug wird heute von Mercedes bei Klassikveranstaltungen eingesetzt.
 


FG 9 mit Fitch/Geiger in Mexiko

00006/52
TÜV-Prüfung 24.04.52
Kfz-Kennzeichen W 83-3146

Mille Miglia: Trainingswagen ohne Startnummer, große Türausschnitte
Bern: SN 22, silbergrau-
metallic lackiert, Startnummer vermutlich rot, Fahrer Fritz Rieß (3. Platz)
Le Mans: Trainingswagen mit Luftbremse, laut Riedner/Engelen mit SN 22.
Nürburgring: Zum Spyder umgebaut, SN 23, silber mit grünen Kotflügelrauten, Fahrer Theo Helfrich (4. Platz)

Verbleib
Laut Lewandowski zurückgebaut zum Coupé und in der Aufmachung des Le Mans-Siegers auf der Motorshow Paris ausgestellt, bis 1970 in Deutschland, dann in die USA verkauft und dort mit 55er W 198 Stahlblechkarosserie und Roadster-Scheinwerfern umgebaut.
Laut Riedner/Engelen 1953 an DB in Argentinien verschifft.
Neuesten Informationen zufolge wurde FG-Nr. 6 zusammen mit Nr. 7 im August 1999 vom Auktionshaus Brooks in schlechtem Zustand (FG 07 als "rolling chassis", FG 06 durch Feuer stark beschädigt) versteigert und befindet in US-Privatbesitz (s.a. FG 07). 2002 wurde FG 6 im MB Classic Center restauriert.
Ob ein W 194 mit SN 22 und Luftbremse, der im Februar 2009 auf der Retromobile in Paris ausgestellt war, Ergebnis dieser Restaurierung ist, bleibt zu recherchieren.

00007/52
TÜV-Prüfung 26.05.52
Kfz-Kennzeichen W 83-3784

Le Mans: SN 21, blaue Grillumrandung, große Türausschnitte, Fahrer Hermann Lang/Fritz Rieß (1. Platz)
Nürburgring: Zum Spyder umgebaut, SN 21, silber mit blauen Kotflügelrauten, Fahrer Hermann Lang (1. Platz)
Carrera Panamericana: Als Spyder Begleitfahrzeug, gesteuert vom Journalisten Günther Molter

Verbleib
1952 mit dem Nummernschild der Fahrgestellnummer 06 in Deutschland auf Tournee ausgestellt, 1953 zum Coupé zurückgebaut und mit Einspritzmotor dem MB-Versuchsabteilungs-Ingenieur Dr. Moll zur Verfügung gestellt. 1959 in weißer Lackierung, mit 1955er Alu-Karosserie und Roadster-Hinterachse an den Motorsport-Fotografen Jess Alexander verkauft, 1960 in den Alpen bei einem Unfall beschädigt, danach in Untertürckheim repariert und in "british racing green" lackiert, 1963 nach San Francisco verkauft, 1999 als "rolling chassis" zusammen mit FG 06 für 1,9 Mio. USD in einer Auktion versteigert. Inzwischen ist der Wagen restauriert und 2004 beim Concours D'Elegance in Pebble Beach in der Ausstattung, mit der er das Rennen von Le Mans 1952 gewann, dem Publikum vorgestellt worden.
Siehe auch FG-Nr. 6, letzter Absatz.

00008/52
TÜV-Prüfung 26.05.52
Kfz-Kennzeichen W 83-3785

Le Mans: SN 22, grüne Grillumrandung, große Türausschnitte, Fahrer Karl Kling/Hans Klenk (Ausfall durch defekte Lichtmaschine)
Nürburgring: Reservewagen mit Coupé-Karosserie und Kfz-Kennzeichen von 02, silber mit roten Kotflügelrauten (laut Lewandowski)
Carrera Panamericana: SN 4, silber mit grünen Kotflügelrauten, Fahrer Karl Kling/Hans Klenk (1. Platz)

Verbleib
Im Frühjahr 1953 kam der Wagen nach Stuttgart zurück und wurde zunächst für Testzwecke verwendet. 1955 stand er Modell für ein bekanntes "line-up"-Foto der SL-Modelle (direkt neben dem "Hobel", s.u. FG 11, und dem W 196 "Uhlenhaut-Coupe"), ausgestattet mit dreiflügligen Zentralverschluß-Muttern und seitlichen, bereits der späteren Serienversion ähnelnden seitlichen "Kiemen", die zuvor für Motortestzwecke ausgeschnitten worden waren. 1985 wurde das Fahrzeug in der Version Carrera Panamericana restauriert und steht so im MB-Museum, die seitlichen Luftaustrittsöffnungen ließ man jedoch drin, obwohl es die beim Mexiko-Rennen 52 noch nicht gab. Ein bekanntes Gemälde von Michael Turner zeigt das Siegerfahrzeug während der Carrera Panamericana kurioserweise genau mit diesem historisch falschen Detail.

00009/52
TÜV-Prüfung 26.05.52
Kfz-Kennzeichen W 83-3786

Le Mans: SN 20, rote Grillumrandung, große Türausschnitte, Fahrer Theo Helfrich / Helmut Niedermayr (2. Platz)
Nürburgring: Zum Spyder umgebaut, SN 22, silber mit roten Kotflügelrauten, Fahrer Fritz Rieß (3. Platz)
Carrera Panamericana: Als Spyder mit SN 6, silber mit weißen Kotflügelrauten, Fahrer John Fitch / Eugen Geiger (disqualifiziert)

Verbleib
1953 am Großglockner bei Testfahrten für Einspritzmotoren eingesetzt, wurde
der Rahmen dieses Fahrzeugs 1955 als Basis für einen Prototyp des Roadsters verwendet. Gleichzeitig diente er auch als Versuchsfahrzeug für einen Renneinsatz des Roadsters und war damit Vorläufer des SLS. Nach Stationen in den USA (Scott Grundfor) und Deutschland (HK Engineering) befindet der Wagen heute im Besitz eines SL-Liebhabers aus Italien.
Von FG 09 gibt es eine Replika aus dem Shop von Scott Grundfors im Panamericana-Look, der Wagen wurde 2000 in Goodwood beim Festival Of Speed von US-Altmeister John Fitch gefahren (Projektbericht online hier). Ob und welche Originalteile für diese Replika verwendet wurden, ist nicht klar, der Motor ist jedoch eine echte M 194-Maschine (M 194/21, kam mal in FG 07 zum Einsatz).

00010/52
TÜV-Prüfung ?
Kfz-Kennzeichen W 83-4029

Nürburgring: Als Spyder mit kurzem Radstand von 2200 Millimeter, SN 24, silber mit schwarzen Kotflügelrauten, Fahrer Karl Kling. Der Wagen hatte eine Ausbuchtung auf der Motorhaube (Kompressor?), einen schmaleren Kühlergrill und keine Tür auf der Beifahrerseite.

Verbleib
Verschrottet wegen schwerer Unfallschäden.
Soweit die Informationen von Riedner / Engelen. 
Laut Lewandowski ist von dieser Fahrgestellnummer nur bekannt, daß sie existiert haben soll. Das Fahrzeug von Kling auf dem Nürburgring war Lewan-
dowski zufolge Fahrgestellnummer 02, was aber wohl nicht stimmt.

00011/53
TÜV-Prüfung ?
Kfz-Kennzeichen W 24-6303

Dies ist der berühmte "Hobel". Alles, was es zu diesem legendären Einzelstück aus dem Jahr 1953 zu sagen gibt, findet sich auf dieser Seite. Und eine eigene Seite hat sich der schönste und technisch fortschrittlichste 300 SL in jedem Fall verdient. 

Typ 11: Hätte gekonnt, durfte aber nicht...

Anmerkung:

Bis zur Fahrgestellnummer 0005 wurden alle 300 SL W 194 zunächst mit den "kleinen" Flügeltüren (bis zur Fenster-
unterkante reichende Einstiegsklappen) gebaut. Um dem Reglement zu genügen, mußten für Le Mans die Türausschnitte vergrößert werden.
Darüberhinaus wurden die Wagen während des Jahres 1952 ständig modifiziert (z.B. die Spyderumbauten zum Rennen auf dem Nürburgring, Kompressoren, Luftbremse) und verbessert. Wer sich für die Details interessiert, sollte sich die einschlägige Literatur beschaffen, z.B. das sehr ausführliche Werk von Riedner / Engelen (Motorbuch-Verlag), vor allem aber das 2002 veröffentlichte Werk von Ludvigsen.
Siehe auch Die Technik des 300 SL.

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